Rechnungswesen für Wirtschaftsfachwirte: Dein ultimativer Guide zum Prüfungserfolg
Rechnungswesen. Allein das Wort löst bei vielen angehenden Wirtschaftsfachwirten Respekt, wenn nicht sogar ein leises Unbehagen aus.
Es gilt als trocken, kompliziert und ist für viele das Schreckgespenst der Wirtschaftsbezogenen Qualifikationen (WQ).
Doch was wäre, wenn diese komplexe Welt aus Zahlen, Bilanzen und Kalkulationen nicht nur verständlich, sondern sogar logisch und faszinierend sein könnte?
Was, wenn Rechnungswesen nicht die Hürde, sondern dein stärkstes Werkzeug auf dem Weg zum beruflichen Erfolg wäre?
Bevor man einen Berg besteigt, wirft man einen Blick auf die Landkarte.
Genau das ist dieser Artikel für Ihr Rechnungswesen-Lernen: die strategische Vogelperspektive. Er soll Ihnen gezielt den nötigen Gesamtüberblick verschaffen, damit Sie die Zusammenhänge verstehen, noch bevor die intensive Lernphase beginnt.
Wir konzentrieren uns auf das ‚große Ganze‘:
- Das Fundament: Wir klären den fundamentalen Unterschied zwischen dem externen (FiBu) und internen (KLR) Rechnungswesen.
- Die Kerninhalte: Wir bauen die Säulen der FiBu und KLR auf und zeigen die wichtigste Logik dahinter.
- Der Nutzen: Wir machen deutlich, wie die Zahlen für Auswertungen und Planungen zum Leben erweckt werden.
- Der Plan: Sie erhalten zum Abschluss eine praxiserprobte Strategie für Ihre Lernphase.
Mit diesem Überblick wirst du verstehen, wie alles zusammenhängt, und kannst die Details später viel einfacher einordnen.
Bist du bereit, das Rechnungswesen zu entzaubern und zu deiner Stärke zu machen? Dann lass uns beginnen.
Übrigens: Du kannst dir den gesamten Guide auch als PDF herunterladen. (Hier klicken)
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen Rechnungswesen: Das Fundament für die Fachwirt-Prüfung
Bevor wir in die Tiefen von Buchungssätzen und Kalkulationsschemata eintauchen, müssen wir ein stabiles Fundament errichten. Das Verständnis der grundlegenden Struktur und der Ziele des Rechnungswesens ist der Schlüssel, um die Zusammenhänge später mühelos zu erkennen. Das gesamte betriebliche Rechnungswesen lässt sich in vier Kernbereiche unterteilen, die wie Zahnräder ineinandergreifen.
- Finanzbuchhaltung (FiBu): Dies ist die nach außen gerichtete, gesetzlich vorgeschriebene Dokumentation aller Geschäftsvorfälle. Sie mündet im Jahresabschluss und informiert externe Parteien wie das Finanzamt, Banken oder Investoren.
- Kosten- und Leistungsrechnung (KLR): Das interne Steuerungsinstrument. Hier geht es um die Analyse der Wirtschaftlichkeit, die Kalkulation von Produktkosten und die Bereitstellung von Daten für Managemententscheidungen.
- Betriebswirtschaftliche Auswertung (Statistik): Hier werden die Zahlen aus FiBu und KLR analysiert und interpretiert. Durch die Bildung von Kennzahlen wird die finanzielle Gesundheit des Unternehmens bewertet und Vergleiche werden ermöglicht.
- Planungsrechnung (Planung): Der zukunftsorientierte Teil. Auf Basis der Vergangenheitsdaten aus den anderen Bereichen werden zukünftige Ziele, Budgets und Strategien entwickelt.
Internes vs. Externes Rechnungswesen: Die Unterschiede
Die wichtigste Unterscheidung dieses Moduls, ist die zwischen dem externen und dem internen Rechnungswesen. Viele Fehler in der Prüfung, insbesondere im KLR-Teil, entstehen durch eine Vermischung dieser beiden Welten. Sie haben unterschiedliche Adressaten, Ziele und sogar eine eigene „Sprache“.
Externes Rechnungswesen (FiBu) ist wie der offizielle Ausweis eines Unternehmens. Es dient der Rechenschaftslegung nach außen und muss strengen gesetzlichen Vorschriften folgen (HGB & Steuergesetzen). Seine Hauptaufgabe ist die Dokumentation der Vergangenheit. Die „Währung“ der FiBu sind Aufwand und Ertrag.
Internes Rechnungswesen (KLR) ist hingegen das Cockpit des Unternehmens. Es dient der internen Planung, Steuerung und Kontrolle. Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften; jedes Unternehmen gestaltet seine KLR so, wie es für die eigenen Entscheidungen am nützlichsten ist. Es hilft bei der Beantwortung von Fragen wie: „Welches Produkt ist am profitabelsten?“ oder „Sollen wir einen Auftrag annehmen?“. Die „Währung“ der KLR sind Kosten und Leistungen.
Die Unterschiede auf einen Blick:
Merkmal | Externes Rechnungswesen (FiBu) | Internes Rechnungswesen (KLR) |
Adressaten | Extern: Finanzamt, Banken, Gläubiger, Aktionäre, Öffentlichkeit | Intern: Geschäftsführung, Abteilungsleiter, Controller |
Zweck | Rechenschaftslegung, Dokumentation, Steuerbemessung | Planung, Steuerung, Kontrolle, Entscheidungsfindung |
Rechengrößen | Aufwand und Ertrag | Kosten und Leistungen |
Zeitbezug | Vergangenheitsorientiert (Dokumentation des Geschehenen) | Vergangenheits- und zukunftsorientiert (Analyse & Planung) |
Vorschriften | Gesetzlich streng geregelt (HGB, AO, Steuergesetze) | Keine gesetzlichen Vorschriften, individuell |
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du ein kurzes Erklärvideo von uns:
Die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) einfach erklärt
Damit die Informationen der FiBu für externe Dritte verständlich und verlässlich sind, gibt es die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB). Man kann sie sich wie die Verkehrsregeln für die Buchhaltung vorstellen: Sie schaffen ein System, das jeder verstehen und dem jeder vertrauen kann. Ein sachverständiger Dritter muss sich in angemessener Zeit einen Überblick über die Geschäftsvorfälle und die Lage des Unternehmens verschaffen können. Die wichtigsten Prinzipien sind:
- Klarheit und Übersichtlichkeit: Buchungen müssen nachvollziehbar und systematisch sein.
- Richtigkeit und Willkürfreiheit: Alle Geschäftsvorfälle müssen korrekt und objektiv erfasst werden.
- Vollständigkeit: Alle buchungspflichtigen Vorgänge müssen lückenlos erfasst werden.
- Belegprinzip: Keine Buchung ohne Beleg. Jeder Geschäftsvorfall muss durch einen Beleg nachgewiesen werden.
- Periodenabgrenzung: Aufwendungen und Erträge müssen der Periode zugeordnet werden, zu der sie wirtschaftlich gehören, unabhängig vom Zahlungszeitpunkt.
- Vorsichtsprinzip: Dies ist ein übergeordnetes Prinzip des Gläubigerschutzes. Im Zweifel sind Vermögenswerte eher zu niedrig und Schulden eher zu hoch anzusetzen.
- Kontinuität: Einmal gewählte Bewertungsmethoden sollen beibehalten werden, um die Vergleichbarkeit über die Jahre zu gewährleisten.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du ein kurzes Erklärvideo von uns:
Die Buchführungspflicht
Nicht jeder Unternehmer muss die aufwändigen Regeln der doppelten Buchführung befolgen. Die Pflicht dazu ergibt sich aus dem Handelsrecht und dem Steuerrecht.
- Nach Handelsrecht (§ 238 HGB): Grundsätzlich ist jeder Kaufmann zur Buchführung verpflichtet. Einzelkaufleute sind jedoch befreit, wenn sie an zwei aufeinanderfolgenden Bilanzstichtagen nicht mehr als 800.000 Euro Umsatz und 80.000 Euro Jahresüberschuss erzielen (§ 241a HGB).
- Nach Steuerrecht (§ 141 AO): Gewerbliche Unternehmer, die nicht bereits nach Handelsrecht verpflichtet sind, werden buchführungspflichtig, wenn sie entweder mehr als 800.000 Euro Umsatz oder mehr als 80.000 Euro Gewinn pro Wirtschaftsjahr erzielen.
Die externe Perspektive: Die Finanzbuchhaltung (FiBu) souverän beherrschen als Wirtschaftsfachwirt
Die Finanzbuchhaltung bildet die finanzielle Realität eines Unternehmens nach außen ab. Ihr Prozess folgt einer klaren Logik, die vom Greifbaren (der Inventur) zum Abstrakten (dem Jahresabschluss) führt. Mit einem Anteil von rund 20% an der WQ-Prüfung ist sie ein wichtiger Baustein für deinen Erfolg.
Der logische Fluss der FiBu: Von der Inventur zur Bilanz
Der gesamte Prozess der FiBu lässt sich als eine Kette von logischen Schritten verstehen, die am Ende des Geschäftsjahres durchlaufen wird.
- Inventur: Alles beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Bei der Inventur werden alle Vermögensgegenstände und Schulden des Unternehmens zu einem bestimmten Stichtag mengenmäßig erfasst – durch Zählen, Messen und Wiegen.
- Inventar: Das Ergebnis der Inventur ist das Inventar. Es ist eine detaillierte Liste aller Vermögenswerte und Schulden in Staffelform (untereinander). Die Differenz aus Vermögen und Schulden ergibt das Eigenkapital (oder Reinvermögen).
- Bilanz: Die Bilanz ist die komprimierte und übersichtliche Darstellung des Inventars in Kontenform (nebeneinander). Sie stellt die Mittelverwendung (Aktiva) der Mittelherkunft (Passiva) gegenüber und ist, wie eine Waage (ital. bilancia), immer im Gleichgewicht. Die Aktivseite zeigt, worin das Kapital investiert ist (Anlage- und Umlaufvermögen), die Passivseite zeigt, woher das Kapital stammt (Eigen- und Fremdkapital).
- Gewinn- und Verlustrechnung (GuV): Während die Bilanz eine Momentaufnahme zum Stichtag ist, betrachtet die GuV einen Zeitraum (das Geschäftsjahr). Sie stellt alle Aufwendungen und Erträge gegenüber und ermittelt so den Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag, der wiederum das Eigenkapital in der Bilanz verändert.
- Jahresabschluss: Bilanz und GuV bilden zusammen den Jahresabschluss. Kapitalgesellschaften müssen diesen um einen Anhang und einen Lagebericht erweitern.
Buchen auf Konten: Die Dynamik des Geschäftslebens abbilden
Damit nicht für jeden Geschäftsvorfall eine neue Bilanz erstellt werden muss, wird die Bilanz in einzelne Bestandskonten (z.B. Kasse, Bank, Maschinen, Verbindlichkeiten) aufgelöst. Jeder Geschäftsvorfall wird dann auf mindestens zwei Konten gebucht. Die goldene Regel lautet immer: Soll an Haben.
- Bestandskonten: Sie leiten sich direkt aus der Bilanz ab.
- Aktivkonten (z.B. Maschinen, Fuhrpark, Bank) haben ihren Anfangsbestand im Soll (links). Zugänge werden im Soll, Abgänge im Haben (rechts) gebucht.
- Passivkonten (z.B. Eigenkapital, Darlehen, Verbindlichkeiten) haben ihren Anfangsbestand im Haben (rechts). Zugänge werden im Haben, Abgänge im Soll gebucht.
- Erfolgskonten: Sie erfassen Vorgänge, die das Eigenkapital verändern.
- Aufwandskonten (z.B. Miete, Gehälter, Zinsaufwand) werden wie Aktivkonten behandelt und im Soll gebucht. Sie mindern den Gewinn.
- Ertragskonten (z.B. Umsatzerlöse, Zinserträge) werden wie Passivkonten behandelt und im Haben gebucht. Sie erhöhen den Gewinn.
Am Jahresende werden alle Erfolgskonten über das GuV-Konto abgeschlossen, dessen Saldo (Gewinn oder Verlust) dann auf das Eigenkapitalkonto gebucht wird.
Jede Buchung verändert die Bilanz auf eine von vier Arten:
- Aktivtausch: Ein Aktivkonto nimmt zu, ein anderes nimmt ab (z.B. Kauf einer Maschine gegen Barzahlung). Die Bilanzsumme bleibt gleich.
- Passivtausch: Ein Passivkonto nimmt zu, ein anderes nimmt ab (z.B. Umschuldung eines kurzfristigen Kredits in einen langfristigen). Die Bilanzsumme bleibt gleich.
- Aktiv-Passiv-Mehrung (Bilanzverlängerung): Ein Aktiv- und ein Passivkonto nehmen zu (z.B. Kauf einer Maschine auf Ziel). Die Bilanzsumme erhöht sich.
- Aktiv-Passiv-Minderung (Bilanzverkürzung): Ein Aktiv- und ein Passivkonto nehmen ab (z.B. Tilgung eines Kredits per Banküberweisung). Die Bilanzsumme verringert sich.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du ein kurzes Erklärvideo von uns:
Grundsätze der Bewertung und Bilanzierung
Bevor ein Posten in die Bilanz aufgenommen wird (Bilanzansatz), muss er bewertet werden (Bilanzbewertung). Es soll verhindert werden, dass sich ein Unternehmen reicher darstellt, als es ist.
Zu den Grundsätzen gehören u.a.:
- Vorsichtsprinzip: Das Leitprinzip. Es besagt, dass Risiken und Verluste frühzeitig, Gewinne aber erst bei ihrer Realisierung erfasst werden dürfen.
- Realisationsprinzip: Gewinne dürfen erst dann in der GuV ausgewiesen werden, wenn sie durch einen Verkauf realisiert sind. Eine reine Wertsteigerung einer Aktie im Depot reicht nicht aus.
- Imparitätsprinzip: Eine Konkretisierung des Vorsichtsprinzip. Es bedeutet „ungleiche Behandlung“. Während nicht realisierte Gewinne nicht ausgewiesen werden dürfen, müssen vorhersehbare, aber noch nicht realisierte Verluste (z.B. durch eine drohende Forderungsausfall) bereits berücksichtigt werden.
- Niederstwertprinzip: Vermögensgegenstände sind höchstens mit ihren Anschaffungs- oder Herstellungskosten anzusetzen. Fällt der Wert am Markt unter diesen Anschaffungswert, muss der niedrigere Wert angesetzt werden.
Diese Prinzipien erklären, warum die Bilanz eines Unternehmens oft ein eher konservatives Bild seiner Lage zeichnet.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du ein kurzes Erklärvideo von uns:
Abschreibungen: Wertverlust erfassen und Steuern sparen in der Fachwirt Prüfung
Anlagegüter wie Maschinen oder Fahrzeuge verlieren über die Zeit an Wert. Dieser Wertverlust wird durch Abschreibungen (Absetzung für Abnutzung, AfA) erfasst. Die Abschreibung hat zwei Effekte: Sie korrigiert den Wert des Vermögensgegenstands in der Bilanz nach unten und wird als Aufwand in der GuV gebucht, was den Gewinn und somit die Steuerlast mindert. Die drei wichtigsten planmäßigen Abschreibungsmethoden sind:
- Lineare Abschreibung: Die Anschaffungskosten werden gleichmäßig auf die Jahre der Nutzungsdauer verteilt. Dies ist die gängigste und einfachste Methode.
Abschreibungsbetrag=Nutzungsdauer/Anschaffungskosten - Degressive Abschreibung: Es wird ein fester Prozentsatz vom jeweiligen Restbuchwert abgeschrieben. Dies führt zu hohen Abschreibungen am Anfang und niedrigeren am Ende. (Hinweis: Die steuerliche Zulässigkeit dieser Methode ändert sich häufig und sollte vor der Prüfung geprüft werden).
- Leistungsbezogene Abschreibung: Die Abschreibung richtet sich nach der tatsächlichen Nutzung (z.B. gefahrene Kilometer eines LKW). Sie ist nur zulässig, wenn die Leistung messbar ist.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du ein kurzes Erklärvideo von uns:
Prüfungs-Update & Profi-Tipp: Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG)
Eine wichtige Ausnahme bei der Abschreibung betrifft geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG). Das sind bewegliche, abnutzbare und selbstständig nutzbare Anlagegüter. Hier gelten Vereinfachungsregeln, die du für die Prüfung genau kennen musst, da sie sich ändern können.
Aktuelle Regelung (Stand 2024/2025):
- Bis 250 Euro (netto): Diese Güter müssen nicht im Anlagenverzeichnis erfasst werden und können sofort als Betriebsausgabe gebucht werden.
- Von 250,01 Euro bis 800 Euro (netto): Hier besteht ein Wahlrecht. Das Gut kann entweder sofort vollständig im Anschaffungsjahr abgeschrieben werden (Sofortabschreibung) oder in einen Sammelposten (Pool) eingestellt werden.
- Von 250,01 Euro bis 1.000 Euro (netto): Für Güter in diesem Wertebereich kann ein Sammelposten (Poolabschreibung) gebildet werden. Alle in einem Jahr angeschafften Güter dieses Bereichs werden in einem Pool gesammelt und pauschal über 5 Jahre linear abgeschrieben, unabhängig von ihrer tatsächlichen Nutzungsdauer oder einem vorzeitigen Ausscheiden.
- Über 1.000 Euro (netto): Güter über diesem Wert werden regulär über ihre betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer laut AfA-Tabelle abgeschrieben.
Wichtige Ausnahme für digitale Wirtschaftsgüter: Seit 2021 können Computerhardware, -software und Peripheriegeräte unabhängig von den Anschaffungskosten sofort im Jahr der Anschaffung vollständig abgeschrieben werden. Die Nutzungsdauer wird pauschal mit einem Jahr angesetzt. Dies ist ein entscheidender Punkt, der die GWG-Regeln für diesen Bereich quasi aushebelt.
„Geschenkte Punkte“: Die vier Ströme des Geldes
Ein klassisches Thema, das in Prüfungen oft für Verwirrung sorgt, aber bei korrektem Verständnis leichte Punkte bringt, ist die Unterscheidung der vier Werte-Ströme. Der Schlüssel liegt darin, ob sich nur die liquiden Mittel oder das gesamte Geldvermögen ändert.
- Einzahlung / Auszahlung: Bezieht sich rein auf den Bestand an liquiden Mitteln (Kasse, Bank).
- Einzahlung: Liquide Mittel nehmen zu (z.B. Kunde zahlt bar).
- Auszahlung: Liquide Mittel nehmen ab (z.B. Miete wird überwiesen).
- Einnahme / Ausgabe: Bezieht sich auf das Geldvermögen (Liquide Mittel + Forderungen – Verbindlichkeiten).
- Einnahme: Das Geldvermögen nimmt zu (z.B. Verkauf auf Ziel – die Forderung erhöht das Geldvermögen).
- Ausgabe: Das Geldvermögen nimmt ab (z.B. Kauf auf Ziel – die Verbindlichkeit senkt das Geldvermögen).
Beispiel zur Verdeutlichung: Du verkaufst eine Ware auf Rechnung. In diesem Moment hast du eine Einnahme (dein Geldvermögen steigt durch die Forderung), aber noch keine Einzahlung (dein Bankkonto ist unverändert). Erst wenn der Kunde die Rechnung bezahlt, hast du eine Einzahlung.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du ein kurzes Erklärvideo von uns:
Das Herzstück der Prüfung (60% der Punkte): Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) in der Wirtschaftsfachwirt-Prüfung meistern
Willkommen im Maschinenraum des Rechnungswesens! Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) macht mit 60% den Löwenanteil der Prüfung aus und ist das entscheidende Instrument zur Unternehmenssteuerung. Während die FiBu fragt „Was ist passiert?“, fragt die KLR „Warum ist es passiert und war es wirtschaftlich?“. Lass dich von der Komplexität nicht abschrecken. Die KLR folgt einer strengen, dreistufigen Logik, die wir nun Schritt für Schritt aufschlüsseln.
A. Die kritische Brücke: Von Aufwand und Ertrag zu Kosten und Leistungen
Der erste und wichtigste Schritt der KLR ist die Abgrenzungsrechnung. Sie fungiert als Filter, der die Daten aus der FiBu (Aufwendungen und Erträge) so aufbereitet, dass sie für die interne Steuerung nutzbar sind (Kosten und Leistungen). Die GuV der FiBu enthält nämlich Posten, die für die Beurteilung des eigentlichen Betriebserfolgs irrelevant sind. Dieses „Rauschen“ muss entfernt werden.
Man unterscheidet drei Arten von Aufwand:
- Neutraler Aufwand: Dieser hat nichts mit dem eigentlichen Betriebszweck zu tun und wird daher in der KLR nicht berücksichtigt. Beispiele sind Spenden (betriebsfremd), Schäden durch einen Brand (außerordentlich) oder Steuernachzahlungen für Vorjahre (periodenfremd).
- Zweckaufwand (Grundkosten): Das ist der „normale“ Aufwand, der direkt aus dem betrieblichen Prozess entsteht, wie z.B. Materialverbrauch oder Löhne. Dieser Aufwand wird 1:1 als Kosten in die KLR übernommen.
- Kalkulatorische Kosten: Dies ist ein Konzept, das viele Studierende zunächst verwirrt, aber absolut zentral ist. Es sind fiktive Kosten, die in der KLR angesetzt werden, um ein realistischeres und vergleichbares Bild der Wirtschaftlichkeit zu erhalten. Sie haben in der FiBu entweder keine Entsprechung (Zusatzkosten) oder eine Entsprechung in anderer Höhe (Anderskosten).
- Anderskosten: Hier gibt es einen Aufwand in der FiBu, aber die KLR setzt ihn anders, d.h. realistischer, an.
- Kalkulatorische Abschreibungen: Statt steuerlich optimierter Abschreibungen wird hier vom tatsächlichen Wertverzehr ausgegangen (z.B. Abschreibung über die reale Nutzungsdauer, nicht die steuerliche).
- Kalkulatorische Wagnisse: Statt unregelmäßig anfallende Verluste (z.B. Forderungsausfälle, Schwund) als Aufwand zu buchen, wird ein durchschnittlicher, periodischer Wert als Kosten angesetzt.
- Zusatzkosten: Diesen Kosten steht gar kein Aufwand in der FiBu gegenüber.
- Kalkulatorischer Unternehmerlohn: In Einzelunternehmen oder Personengesellschaften erhält der Inhaber kein Gehalt. Um die Leistung vergleichbar mit einer Kapitalgesellschaft zu machen, wird ein fiktives Geschäftsführergehalt als Kosten angesetzt.
- Kalkulatorische Miete: Wenn ein Unternehmer eigene Räume unentgeltlich nutzt, wird die entgangene Miete als Kosten angesetzt. So wird sichtbar, ob der Betrieb mehr erwirtschaftet als eine simple Vermietung.
- Kalkulatorische Zinsen: Das im Unternehmen gebundene Eigenkapital könnte alternativ am Kapitalmarkt Zinsen erwirtschaften. Diese entgangenen Zinsen (Opportunitätskosten) werden als Kosten verrechnet, um die wahre Rentabilität des Kapitaleinsatzes zu messen.
Die gleiche Logik gilt für Erträge und Leistungen. Erträge aus Aktienverkäufen sind neutral, Umsatzerlöse aus dem Verkauf der eigenen Produkte sind Grundleistungen.
B. Kostenarten, -stellen, -träger: Datenfluss der KLR
Die KLR beantwortet nacheinander drei fundamentale Fragen. Jede Stufe baut auf der vorherigen auf und verfeinert die Daten weiter. Man kann es sich wie eine Daten-Raffinerie vorstellen.
▶️ Das folgende ist kompliziert – Hier findest du ein einfaches Erklärvideo von uns:
- Kostenartenrechnung: Welche Kosten sind angefallen?
Diese erste Stufe erfasst und systematisiert alle im Betrieb angefallenen Kosten (nach der Abgrenzung). Die wichtigste Gliederung für den weiteren Prozess ist die Unterscheidung in:
- Einzelkosten (EK): Können einem Produkt (Kostenträger) direkt zugerechnet werden. Beispiel: Das Holz für einen bestimmten Tisch, der Lohn für den Schreiner, der genau diesen Tisch baut.
- Gemeinkosten (GK): Können nicht direkt einem einzelnen Produkt zugeordnet werden. Beispiel: Die Miete für die Werkshalle, das Gehalt des Meisters, der alle Schreiner überwacht, der Strom für die Maschinen.
Diese Unterscheidung ist entscheidend, denn sie bestimmt den weiteren Weg der Kosten durch das System: Einzelkosten fließen direkt in die Produktkalkulation, Gemeinkosten müssen den Umweg über die Kostenstellenrechnung nehmen.
- Kostenstellenrechnung: Wo sind die Kosten angefallen?
Diese zweite Stufe ist das Verteilzentrum für die Gemeinkosten. Ihr zentrales Instrument ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB). Hier werden die Gemeinkosten verursachungsgerecht auf die verschiedenen Abteilungen oder Bereiche (die Kostenstellen) verteilt. Typische Hauptkostenstellen sind Material, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb.Die Verteilung erfolgt über sinnvolle Schlüssel: Mietkosten nach Quadratmetern, Stromkosten nach Anzahl der Maschinen, Personalkosten nach Anzahl der Mitarbeiter.
Das Ziel der Kostenstellenrechnung ist die Ermittlung der Gemeinkostenzuschlagssätze. Diese Prozentsätze geben an, wie viel Gemeinkosten im Verhältnis zu den Einzelkosten anfallen. Ein Materialgemeinkostenzuschlag von 10% bedeutet zum Beispiel, dass für jeden Euro an direktem Materialverbrauch zusätzlich 10 Cent an Gemeinkosten (Lagerhaltung, Einkaufspersonal etc.) anfallen. Diese Zuschlagssätze sind die „Preisschilder“ für den Overhead, die wir in der nächsten Stufe benötigen.
- Kostenträgerrechnung: Wofür sind die Kosten angefallen?
Dies ist die letzte Stufe, die Königsdisziplin. Hier laufen alle Fäden zusammen. Der Kostenträger ist das Produkt oder die Dienstleistung, für die die Kosten entstanden sind. Die Kostenträgerrechnung ermittelt die Gesamtkosten eines Produkts, indem sie die direkt zurechenbaren Einzelkosten mit den anteiligen Gemeinkosten (über die Zuschlagssätze aus dem BAB) zusammenführt.Man unterscheidet:
- Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation): Ermittelt die Herstell- und Selbstkosten pro Stück. Sie ist die Grundlage für die Preisfindung.
- Kostenträgerzeitrechnung (kurzfristige Erfolgsrechnung): Ermittelt das Betriebsergebnis einer Periode, indem die gesamten Kosten den gesamten Leistungen gegenübergestellt werden.
Dieser dreistufige Prozess – Arten, Stellen, Träger – verwandelt einen unübersichtlichen Haufen von Gemeinkosten in eine präzise, pro Produkt zurechenbare Größe.
C. Das KLR-Prüfungskit: Kalkulationsmethoden: Divisions-, Zuschlags- & Maschinen-satz
Je nach Produktionsstruktur kommen unterschiedliche Kalkulationsverfahren zum Einsatz.
- Zuschlagskalkulation: Das Standardverfahren für Unternehmen mit unterschiedlichen Produkten (Serien- oder Einzelfertigung). Sie nutzt das klassische Kalkulationsschema, um die Selbstkosten zu ermitteln. Einzelkosten werden direkt addiert, Gemeinkosten werden über die im BAB ermittelten Zuschlagssätze aufgeschlagen.
- Divisionskalkulation: Das einfachste Verfahren, anwendbar bei Massenfertigung eines einzigen, homogenen Produkts (z.B. Zement, Strom). Die Gesamtkosten der Periode werden einfach durch die produzierte Menge geteilt.
- Äquivalenzziffernkalkulation: Eine Verfeinerung der Divisionskalkulation für die Sortenfertigung (ähnliche Produkte, die sich in Kostenaspekten unterscheiden, z.B. Bier in 0,33l- und 0,5l-Flaschen). Über Äquivalenzziffern wird das unterschiedliche Kostenverhältnis der Sorten abgebildet und eine gerechtere Kostenverteilung erreicht.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du Erklärvideos von uns:
Äquivalenzziffern einfach bestimmen (Äquivalenzziffernkalkulation)
Betriebsabrechnungsbogen Prüfungsaufgabe (BAB einfach erklärt)
D. Die Teilkostenrechnung (Kalkulationsmethoden: Divisions-, Zuschlags- & Maschinensatz)
Die bisher beschriebenen Methoden gehören zur Vollkostenrechnung, da sie versuchen, alle Kosten auf die Produkte zu verteilen. Für viele kurzfristige, operative Entscheidungen ist dieser Ansatz jedoch zu starr und kann sogar zu falschen Schlüssen führen. Hier kommt die Teilkostenrechnung ins Spiel, die eine andere, dynamischere Perspektive einnimmt.
Der entscheidende Unterschied: Die Teilkostenrechnung trennt die Kosten nicht in Einzel- und Gemeinkosten, sondern in:
- Variable Kosten: Kosten, die sich mit der Produktionsmenge verändern (z.B. Material, Fertigungslöhne).
- Fixe Kosten: Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge anfallen (z.B. Miete, Gehälter, zeitabhängige Abschreibungen).
Dieses System ist die Grundlage für zwei extrem wichtige Steuerungsinstrumente:
- Deckungsbeitragsrechnung (DB-Rechnung): Der Deckungsbeitrag ist die Differenz zwischen dem Verkaufspreis eines Produkts und seinen variablen Kosten. Er gibt an, welchen Beitrag jedes verkaufte Stück zur Deckung der Fixkosten leistet. Solange der Deckungsbeitrag positiv ist, hilft ein Produkt, die Fixkosten zu tragen, selbst wenn sein Preis unter den vollen Selbstkosten liegt. Dies ist entscheidend für die Sortimentssteuerung (Welche Produkte fördern, welche streichen?) und die Annahme von Zusatzaufträgen.
- Break-Even-Analyse: Sie berechnet den „Gewinnschwellenpunkt“ – also die Absatzmenge, bei der die Erlöse exakt die Gesamtkosten decken. Ab diesem Punkt macht das Unternehmen Gewinn. Sie zeigt auf einen Blick, wie viel verkauft werden muss, um profitabel zu sein.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du Erklärvideos von uns:
Die folgende Tabelle stellt die beiden Systeme gegenüber und verdeutlicht ihre unterschiedlichen Anwendungsbereiche:
Merkmal | Vollkostenrechnung | Teilkostenrechnung |
Kostenaufteilung | Einzelkosten & Gemeinkosten | Variable Kosten & Fixe Kosten |
Ziel | Langfristige Preisfindung, Bestandsbewertung | Kurzfristige Entscheidungsfindung |
Ergebnisgröße | Selbstkosten | Deckungsbeitrag |
Typ. Anwendung | Preiskalkulation, Nachkalkulation | Sortimentspolitik, Preisuntergrenzen, Make-or-Buy, Annahme von Zusatzaufträgen |
Zeithorizont | Langfristig | Kurzfristig |
Die Teilkostenrechnung ist somit kein Ersatz, sondern eine entscheidende Ergänzung zur Vollkostenrechnung. Sie liefert die Flexibilität, die Manager für das tägliche operative Geschäft benötigen.
Kennzahlen & Planungsrechnung für Fachwirte
Nachdem wir die Daten in der FiBu und KLR erfasst und aufbereitet haben, beginnt der eigentlich spannende Teil: die Interpretation. Was bedeuten all diese Zahlen? Wie gesund ist das Unternehmen wirklich? Und wohin soll die Reise in Zukunft gehen? Dieser letzte Block, der in der Prüfung rund 20% ausmacht, schließt den Kreis des Rechnungswesens.
Mit Kennzahlen eine Geschichte erzählen
Absolute Zahlen wie ein Gewinn von 1 Million Euro sind für sich genommen wenig aussagekräftig. Ist das viel oder wenig? Das hängt vom eingesetzten Kapital und vom erzielten Umsatz ab. Hier kommen Kennzahlen ins Spiel. Sie setzen verschiedene Größen ins Verhältnis und schaffen so Vergleichbarkeit – mit Vorjahren, mit der Konkurrenz oder mit Branchenstandards. Die wichtigsten Rentabilitätskennzahlen, die du kennen musst, sind:
- Eigenkapitalrentabilität (EKR): Sie zeigt, wie effizient das vom Eigentümer investierte Kapital verzinst wird.
EKR=Gewinn/Eigenkapital*100 - Gesamtkapitalrentabilität (GKR): Sie misst die Verzinsung des gesamten im Unternehmen eingesetzten Kapitals (Eigen- und Fremdkapital). Da die Fremdkapitalzinsen bei der Gewinnermittlung bereits abgezogen wurden, müssen sie für eine unverfälschte Betrachtung wieder hinzuaddiert werden.
GKR=(Gewinn+Fremdkapitalzinsen)/(Eigenkapital+Fremdkapital)⋅100 - Umsatzrentabilität (UR): Sie gibt an, wie viel Prozent vom Umsatz als Gewinn übrig bleiben.
UR=Gewinn/Umsatz * 100
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du Erklärvideos von uns:
Eigenkapitalrentabilität / Eigenkapitalrendite
Rechnungswesen Prüfungsaufgabe (Gesamtkapitalrentabilität/Eigenkapitalrendite)
Eine besonders interessante Dynamik, die diese Kennzahlen aufzeigen, ist der Leverage-Effekt. Er beschreibt, wie durch den Einsatz von Fremdkapital (Schulden) die Eigenkapitalrentabilität gehebelt, also gesteigert werden kann. Dies funktioniert, solange die Gesamtkapitalrentabilität höher ist als der Zinssatz für das Fremdkapital. Das Unternehmen verdient also mit dem geliehenen Geld mehr, als es an Zinsen dafür zahlen muss. Der Überschuss kommt den Eigenkapitalgebern zugute und steigert deren Rendite. Dies zeigt, wie eine kluge Finanzierungsstrategie die Rentabilität massiv beeinflussen kann.
▶️ Zur Vertiefung – Hier findest du ein Erklärvideo von uns:
Ein Blick in die Zukunft: Die Planungsrechnung
Die Planungsrechnung schließt den Management-Kreislauf. Auf Basis der Analysen der Vergangenheit (Ist-Werte) werden Ziele für die Zukunft (Soll-Werte) formuliert. Dies geschieht auf verschiedenen Ebenen, von der langfristigen strategischen Planung (Welche Märkte wollen wir erobern?) bis zur kurzfristigen operativen Budgetierung (Wie viel dürfen die Abteilungen nächstes Jahr ausgeben?).
Der Prozess ist typischerweise zyklisch und wird als Planungs- und Kontrollregelkreis bezeichnet:
- Planung: Ziele und Budgets werden festgelegt (z.B. Plan-Umsatz, Plan-Kosten).
- Realisierung: Das operative Geschäft findet statt.
- Kontrolle: Die tatsächlich erreichten Ist-Werte werden mit den geplanten Soll-Werten verglichen (Soll-Ist-Vergleich).
- Analyse: Bei Abweichungen wird nach den Ursachen geforscht. Typische Ursachen für Kostenabweichungen sind Preisänderungen (z.B. teureres Material), Verbrauchsabweichungen (z.B. mehr Ausschuss) oder Beschäftigungsabweichungen (z.B. geringere Auslastung der Maschinen).
- Steuerung: Basierend auf der Analyse werden Gegenmaßnahmen ergriffen und die Planung für die nächste Periode angepasst.
Dieser Kreislauf verdeutlicht, dass Rechnungswesen kein statisches System ist, das nur am Jahresende relevant ist. Es ist ein dynamischer, kontinuierlicher Prozess, der das Unternehmen permanent mit den Informationen versorgt, die es zum Navigieren in einem unsicheren Marktumfeld benötigt. Die FiBu liefert die historischen Fakten, die KLR die internen Leistungsdaten, die Auswertung analysiert die Performance, und die Planung setzt den Kurs für die Zukunft – dessen Erfolg dann wieder von FiBu und KLR gemessen wird.
Lerntipps Wirtschaftsfachwirt: Dein 3-Phasen-Plan
Das Wissen über die Inhalte des Rechnungswesens ist die eine Hälfte des Erfolgs. Die andere Hälfte ist eine kluge und effektive Lernstrategie. Viele scheitern nicht am mangelnden Verständnis, sondern an einer ineffizienten Vorbereitung. Die folgenden Tipps basieren auf bewährten Lerntechniken und der Erfahrung von Experten und sollen dir helfen, deine Lernzeit optimal zu nutzen.
Phase 1: Erstelle deinen Fachwirt-Lernplan für die Prüfung
Ohne Plan zu lernen ist wie ohne Karte in See zu stechen. Du kommst vielleicht irgendwo an, aber wahrscheinlich nicht am Ziel.
- Verschaffe dir einen Überblick: Bevor du ins Detail gehst, überfliege das gesamte Skript oder Lehrbuch einmal grob. So bekommst du ein Gefühl für den Umfang und die Struktur der Themen. Das reduziert die Angst vor dem Unbekannten und schafft einen mentalen Rahmen.
- Erstelle einen Lernplan: Teile den Stoff in überschaubare Lerneinheiten auf. Orientiere dich dabei an der Gewichtung in der Prüfung: Plane rund 60% deiner Zeit für die KLR ein, und jeweils 20% für die FiBu und die restlichen Themen. Setze dir realistische Tages- und Wochenziele. Methoden wie die
Pomodoro-Technik (25 Minuten hochkonzentriertes Lernen, gefolgt von 5 Minuten Pause) helfen nachweislich, die Konzentration über längere Zeiträume aufrechtzuerhalten und Ermüdung vorzubeugen.
Phase 2: Aktives Lernen statt passives Lesen
Rechnungswesen ist wie Fahrrad fahren. Man lernt es nur, wenn man es tut.
- Die goldene Regel: Üben, üben, üben: Das ist der absolut wichtigste Rat. Du kannst die Theorie noch so gut verstanden haben – wenn du sie nicht anwenden kannst, wirst du in der Prüfung scheitern. Löse so viele alte Prüfungsaufgaben wie möglich. Rechne die Beispiele aus deinem Skript selbst nach. Nur durch die aktive Anwendung der Formeln und Schemata werden sie zu deinem eigenen Werkzeug.
- Vom Stift ins Gehirn: Schreibe deine eigenen Zusammenfassungen. Formuliere die Konzepte in deinen eigenen Worten. Das zwingt dein Gehirn, die Informationen aktiv zu verarbeiten und zu strukturieren, anstatt sie nur passiv aufzunehmen. Erstelle visuelle Hilfsmittel wie Mindmaps, um komplexe Zusammenhänge darzustellen, zum Beispiel den gesamten Datenfluss der KLR von der Kostenart bis zum Kostenträger. Eine handgeschriebene Zusammenfassung ist oft effektiver als eine getippte, da der langsamere Prozess die Gedächtnisbildung unterstützt.
💡 Übung gefällig?
Falls du Übungsaufgaben und einfache Erklärungen benötigst, schau dir unbedingt unser Prüfungstraining für den WQ-Teil an, hier findest du zahlreiche prüfungsnahe Aufgaben zum Üben. Schritt-für-Schritt-Erklärungen der Lösungswege führen dabei zu einem tieferen Verständnis.
Prüfungstraining Wirtschaftsbezogene Qualifikationen
Phase 3: Wissen festigen – Wiederholung & Prüfungs-Simulation
Wissen, das am nächsten Tag wieder vergessen ist, nützt in der Prüfung nichts. Nutze Techniken, um die Informationen im Langzeitgedächtnis zu verankern.
- Der Spacing-Effekt (verteiltes Lernen): Wiederhole den gelernten Stoff in zunehmend größeren Zeitabständen. Anstatt ein Thema fünfmal an einem Tag zu wiederholen, lerne es an Tag 1, wiederhole es an Tag 2, dann wieder an Tag 4, an Tag 8 und so weiter. Diese Methode ist eine der effektivsten, um Wissen nachhaltig zu speichern.
- Lehren, um zu lernen: Erkläre einem Freund, Partner oder Familienmitglied ein komplexes Thema wie die Deckungsbeitragsrechnung oder den Betriebsabrechnungsbogen. Wenn du in der Lage bist, es jemand anderem verständlich zu machen, hast du es selbst wirklich durchdrungen. Das Bilden von Lerngruppen hat einen ähnlichen Effekt: Durch gegenseitiges Abfragen und Erklären festigt sich das Wissen bei allen Beteiligten.
▶️ Wie lernt man richtig? – Hier findest du ein Erklärvideo von uns:
KLR-Monster besiegen: Formelsammlung & Klausur-Taktik
Der 60%-Block der KLR verdient eine besondere Strategie.
- Zerlege den Elefanten: Versuche nicht, die KLR als Ganzes zu lernen. Meistere die drei Stufen (Arten, Stellen, Träger) nacheinander. Verstehe erst die Abgrenzungsrechnung vollständig, bevor du dich dem BAB widmest.
- Frage immer nach dem „Warum“: Warum gibt es kalkulatorische Kosten? (Um Vergleichbarkeit zu schaffen). Warum braucht man einen BAB? (Um Gemeinkosten fair zu verteilen). Wer den Zweck versteht, muss die Formeln nicht stur auswendig lernen, sondern kann sie sich logisch herleiten.
- Erstelle ein Formelblatt: Schreibe die wichtigsten Schemata und Formeln (Kalkulationsschema, DB-Rechnung, Break-Even-Formel, BAB-Struktur) auf ein einziges Blatt und habe es beim Üben immer griffbereit. Mit der Zeit wirst du es immer seltener brauchen.
Die richtige Einstellung für den Erfolg
Deine mentale Haltung ist ein entscheidender Faktor.
- Pausen sind produktiv: Dein Gehirn braucht Zeit, um Gelerntes zu verarbeiten. Regelmäßige Pausen, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung sind keine Zeitverschwendung, sondern die Voraussetzung für effektives Lernen.
- Bleib gelassen: Prüfungsangst blockiert das Denken. Vertraue auf deinen Lernplan und deine Strategie. Mache dir bewusst, dass du gut vorbereitet bist. Jeder kleine Fortschritt ist ein Erfolg. Belohne dich für erreichte Meilensteine.
Fazit: Dein nächster Schritt zum Rechnungswesen-Erfolg in der Fachwirt Prüfung
Ein riesiges Kompliment an dich! Du hast diesen Guide durchgearbeitet und damit den wichtigsten Schritt getan: Du hast die Logik hinter dem Rechnungswesen verstanden, statt nur Regeln zu pauken. Du siehst jetzt das „Warum“ und nicht nur das „Was“. Das allein stellt dich schon über die meisten anderen.
Aber wir beide kennen diesen leisen Zweifel, oder? Das Gefühl, die Theorie zwar zu verstehen, aber unsicher zu sein, ob man sie unter dem Druck der tickenden Uhr wirklich abrufen kann. Was, wenn die Frage anders gestellt ist? Was, wenn du einen Blackout hast?
Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Es ist der Unterschied zwischen „Ich habe es gelernt“ und „Ich beherrsche es“.
Unser Prüfungstraining ist genau dafür konzipiert worden und bringt weit mehr als nur das Lösen alter Klausuren.
- Es ist dein Sparringspartner: Wir bereiten dich auf jeden möglichen „Schlag“ des Prüfers vor, bis du jede Aufgabenart im Schlaf beherrschst.
- Es ist dein Effizienz-Booster: Du hörst auf, Zeit mit unwichtigen Details zu verschwenden und konzentrierst dich auf die Themen, die wirklich Punkte bringen.
- Es ist dein Prüfungsheld: Wir ersetzen Unsicherheit durch die Gewissheit, alles schon einmal gesehen und gemeistert zu haben.
Stell dir für einen Moment vor, wie du aus der Prüfung kommst und dieses breite Lächeln im Gesicht hast, weil du weißt, dass du es gerockt hast. Die Erleichterung. Der Stolz.
Das Wissen, dass der nächste Karriereschritt dir gehört.
Dieser Moment ist kein Zufall. Er ist eine Entscheidung. Die Entscheidung, nicht nur zu lernen, sondern zu trainieren. Du hast den Willen und die Intelligenz. Hol dir jetzt die Strategie und die Sicherheit, die dich unaufhaltsam machen.
Prüfungstraining Wirtschaftsbezogene Qualifikationen