Preiselastizität für Anfänger: Ein einfacher Schritt-für-Schritt-Guide (inkl. Beispielaufgaben)

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Allgemeines

Grundsätzlich gilt die Logik, dass bei steigenden Preisen die Nachfrage sinkt und bei sinkenden Preisen die Nachfrage steigt. Interessant für Unternehmen ist nun herauszufinden, wie stark die Nachfrage steigt/fällt, wenn der Preis um x steigt oder fällt.

So kann es ja z.B. wünschenswert sein, wenn die Nachfrage durch eine Preissteigerung zwar um 5% sinkt, der Umsatz jedoch dafür stärker steigt, z.B. um 10%.

Die Stärke der Nachfrageänderung bei der Veränderung eines Preises nennt man Preiselastizität der Nachfrage. Sie gibt an, wie groß die prozentuale Veränderung der Absatzmenge ist, wenn der Preis um x% verändert wird.

Vereinfacht gesagt:

Die Preiselastizität gibt an, um wie viel % sich mein Umsatz mit Bratwürsten verändert, wenn ich den Preis um z.B. 1% erhöhe.

Eine Preiselastizität von -3 sagt uns in diesem Fall, dass die Nachfrage nach unserer Bratwurst bzw. der Umsatz um 3% sinkt.

Es gilt folgende Formel:

Formel Preiselastizität

Meist ist das Ergebnis negativ, da die Menge sinkt, wenn der Preis steigt und die Menge steigt, wenn der Preis sinkt.

Man kann es sich hier einfacher machen, wenn man das Minus ignoriert – da eigentlich immer weniger nachgefragt wird, wenn Preise steigen und umgekehrt.* Wir unterscheiden je nach Höhe der Preiselastizität:

  1. Elastische Nachfrage
  2. Unelastische Nachfrage

Elastische Nachfrage

Ist die Preiselastizität <-1 (z.B. -1,1 oder -2), reagiert die nachgefragte Menge überproportional auf Preisänderungen.

Bei einer Preissenkung (z.B. 10 %) steigt die Nachfrage stärker(z.B. 20 %) und bei einer Preiserhöhung (z.B. 10 %) sinkt sie stärker (z.B. 20 %).

Beispiel 1: Luxusgüter – Preisnachlässe führen oft zu einem sprunghaften Anstieg der Käufe, während Preiserhöhungen den Absatz stark dämpfen können.

Beispiel 2: Saisonfrüchte – Bei Preisreduktionen kaufen Verbraucher deutlich mehr, bei Preisanstiegen weichen sie auf Alternativen aus.

Unelastische Nachfrage

Ist die Preiselastizität >-1 (z.B. -0,5 bzw. alles zwischen -1 und 0), reagiert die nachgefragte Menge weniger stark auf Preis-änderungen, als es der prozentuale Preisunterschied vermuten ließe.

Bei einer Preissenkung (z.B. 10 %) steigt die Nachfrage also nur leicht (z.B. nur 5 %), bei einer Preiserhöhung (z.B. 10 %) sinkt sie nur wenig (z.B. 5 %).

Beispiel 1: Insulin für Diabetiker – Selbst wenn der Preis für Insulin steigt, müssen die Menschen, die es benötigen, es trotzdem kaufen, da es lebensnotwendig für sie ist. Daher ist die Nachfrage nach solchen lebenswichtigen Medikamenten oft unelastisch.

Beispiel 2: Salz – Es ist so billig und wird in so geringen Mengen verbraucht, dass die meisten Menschen immer noch die gleiche Menge kaufen würden, selbst wenn der Preis etwas steigt.

Beispielrechnung

Der Benzinpreis steigt um 1%, also von 1,00 € auf 1,01 €. Die Preissteigerung führt zu einem Nachfrageeinbruch von 3%. Wie hoch ist die Preiselastizität?

Wir rechnen -3%/1%=-3. Es liegt also eine elastische Nachfrage vor (kleiner als -1).*

Alternative Berechnung

Aus Unternehmenssicht sind die volkswirtschaftlichen Kategorien Menge und Preis nicht ganz so interessant wie Umsatz und Preis. 

Daher halten wir kurz fest:

Bei elastischer Nachfrage, können wir den Umsatz steigern, indem wir den Preis senken. Die höhere Nachfrage gleicht also den geringeren Preis aus.

Bei unelastischer Nachfrage sinkt auch der Umsatz, wenn wir den Preis senken.

Deshalb nutzen wir die alternative Formel PE=(dx/dp)∗(p/x)  und machen ein Beispiel.

Preiselastizität Formel 2 (Umsatz)

Typische Prüfungsaufgabe

Wir betreiben einen Shop für Handyladekabel und –hüllen und kämpfen mit sinkenden Umsätzen, da günstigere Wettbewerber aus Fernost uns Konkurrenz machen. Eine Preissenkung soll uns helfen:

preiselastizität prüfung fachwirt berechnung

Aufgabe: Berechnen Sie die Preiselastizitäten und sagen Sie, ob die Umsatzsteigerungen eingetreten sind!

Wir gehen wir folgt vor:

Zuerst berechnen wir die Preiselastizität für das Ladekabel „Henry“ und dann für die Handyhülle „Siegfried“. Dafür nutzen wir die Formel mit dem Umsatz.

Preiselastizität Formel 2 Download

Eigesetzt bedeutet das:

Preiselastizität Rechnung

Da der Wert kleiner als -1 ist, liegt eine elastische Nachfrage vor. Das bedeutet, dass der Effekt der höheren Absatzmenge bei den Ladekabeln größer als der niedrigere Preis ist. Der Umsatz steigt von 4.000 € auf 5.400 €.

Nun folgt die Rechnung für die Handyhülle Siegfried:

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Da der Wert größer als -1 ist, liegt eine unelastische Nachfrage vor. Das bedeutet, dass der Effekt der höheren Absatzmenge bei der Handyhülle kleiner als der niedrigere Preis ist. Der Umsatz sinkt von 9.600 € auf 8.100 €.

Halten wir fest

Bei den Ladekabeln sind die Kunden sehr elastisch und reagieren sehr stark auf die Preissenkung.

Bei den Handyhüllen reagieren die Kunden eher schwach und unelastisch auf die Preissenkung. Die Absatzmenge steigt also nicht stark genug, um die Preissenkung auszugleichen.

Für die Zukunft weiß das Unternehmen also, dass bei Handyhüllen Preissenkungen vermieden werden sollten, während sie bei Ladekabeln zu einer starken Erhöhung der Absatzmenge führen können.

 

Weitere potenzielle Prüfungsfrage

Warum sollte man mit dem Konzept der Preiselastizität vorsichtig sein?

Es handelt sich dabei um eine Ceteris-Paribus-Analyse*, das bedeutet es wird von sonst gleichen Umständen ausgegangen und nur die Preisänderung betrachtet. In der Realität ist es jedoch eher so, dass die Konkurrenz ebenfalls die Preise senkt, wenn Sie das tun.

 

 

*Ceteris paribus = unter sonst gleichen Umständen/Bedingungen

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